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Sarah Meier, die Stehauffrau

Die 25-jährige Bülacherin verfügt über einen enormen Willen. Ansonsten hätte sie sich nicht zum dritten Mal für Olympische Spiele qualifiziert.

 

Die Saison 2008/2009 stand unter keinem guten Stern. Bei ihrem ersten Wettkampf, der Finlandia Trophy, hatten ihr Rückenschmerzen zu schaffen gemacht, beim GP in Peking bekam sie Krämpfe an Gesäss und Bein. Danach liess sie sich untersuchen, worauf ein Bandscheibenvorfall und später eine Hüftverletzung diagnostiziert worden sind. Sarah Meier musste für den GP in Moskau, die SM und die EM Forfait erklären, und auch die Vorzeichen für die WM im März in Los Angeles waren alles andere als gut. Doch sie wollte unbedingt teilnehmen, um sich einen Quotenplatz für die Olympischen Spiele zu sichern. «Ich habe eine Chance, dass es klappt. Und diese will ich mir nicht entgehen lassen», sagte Meier vor den Welttitelkämpfen - eine typische Aussage für die Zürcher Unterländerin. Mit einem erstaunlichen 9. Rang schaffte sie ihr Ziel.

Die Verletzungsmisere ging weiter. Weil sich ein Überbein an der Ferse entzündete, konnte Meier in dieser Saison mit der SM und der EM bloss zwei Wettkämpfe komplett absolvieren - beim GP in Nagano hatte sie aufgeben müssen. Zwar gehören die körperlichen Beschwerden mittlerweile der Vergangenheit an, allerdings musste sie auch beim 5. Rang an der EM in Tallinn unten durch. Im Kurzprogramm wurde ihr der Lutz doppelt statt dreifach gewertet, was sie nicht nachvollziehen konnte. Sie brauchte lange, um diesen «Schock» (Meier) zu verdauen. Doch kurz vor der Kür vermochte sie sich doch noch aufzuraffen, worauf sie mit dem Total von 157,44 Punkten - gefordert waren 153 - das Olympia-Ticket löste.

Verletzungen warfen Meier zurück

Schon vor der Saison 2008/2009 hatten Meier immer wieder Verletzungen zurückgeworfen. Den Anfang machte ein im November 2001 erlittener Bänderanriss im linken Fuss. Dieser stoppte ihren rasanten Aufstieg vorübergehend. Denn zuvor hatte sie mit einem 3. Rang an der Junioren-WM 2000 und einem 5. Platz an der EM 2001 aufhorchen lassen. Es gab Experten, die sie bereits abschrieben. Ende 2004 entschied sich Meier, im physischen Bereich neue Wege zu gehen. Sie schloss sich mit dem gelernten Turn- und Sportlehrer Robin Städler zusammen, der sich mit einer selber entwickelten Philosophie zur Erhöhung der Stabilität einen Namen geschaffen hat und unter anderen auch NHL-Goalie Jonas Hiller betreut. Es wirkte. Ohne Verletzungen konnte Meier endlich ihr unbestrittenes Potenzial ausschöpfen: 2007 und 2008 gewann sie jeweils knapp hinter Caroline Kostner EM-Silber, an einer WM erreichte sie zweimal Platz 6 (2006 und 2008).

Meier stand bereits mit zwei Jahren erstmals auf dem Eis, mit vier Jahren besuchte sie einen Kinderkurs, mit fünf Jahren nahm sie Privat-Lektionen, und mit 13 Jahren beherrschte sie im Training mit Ausnahme des Axels sämtliche Sprünge dreifach. Trainiert wird sie von ihrer Tante Evi Fehr, die früher selbst Eiskunstläuferin war. Bewertungstechnisch kann sie sich Tipps holen bei ihrer Mutter, einer internationalen Preisrichterin. Meiers Karriere neigt sich langsam dem Ende entgegen. Ob sie noch eine Saison weiterläuft, liess sie offen. Es würde jedoch nicht erstaunen, denn EM-Gold in Bern wäre für die akribische und ehrgeizige Läuferin ein perfekter Abschluss ihrer Karriere.

Quelle, Tagesanzeiger Februar 2010